Ist die Event- und Messebranche noch attraktiv für Fachkräfte?

Das Event- und Messejahr 2023 ist bereits im ersten Quartal erfolgreich durchgestartet. Trotz der langen Schatten von Corona und der aktuellen Multi-Krisen-Situation setzen die Veranstalter wieder auf Live-Kommunikation, angereichert mit vielen innovativen digitalen Elementen. Die Umsetzung moderner Konzepte verlangt mehr als je zuvor qualifiziertes Fachpersonal in der Branche – doch dort besteht Fachkräftemangel. Viele Fachkräfte verließen während Corona die Branche und fanden neue Aufgaben in Verwaltung und Industrie. Ist die Branche wirklich nicht mehr attraktiv für Fachkräfte? Dieser Frage wurde in einer Studie nachgegangen.

Lange Arbeitszeiten auch am Wochenende, hohe Flexibilitätsforderungen bei Einsatzorten im In- und Ausland, ein starker Lerndruck durch neue digitale Technologien wie AR, VR, Streaming, ­Metaverse oder ChatGPT und dazu eine unzureichende Bezahlung haben der Event- und Messebranche auf dem Arbeitsmarkt keinen guten Ruf eingebracht. Doch stimmt das auch wirklich? Das R.I.F.E.L.-Institut (Research Institute for Exhibition and Live Communication e.V.) ist im Auftrag der fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft e.V. den Gehalts- und Arbeitsbedingungen im Event- und Messebereich nachgegangen.

Das Ziel der Studie bestand darin, die Frage der Attraktivität einer Beschäftigung im Event- und Messebereich zu beantworten. Dazu wurde neben dem Gehaltsniveau vor allem auch Wert auf die Untersuchung von Arbeitszeitmodellen und freiwilligen Zusatzangeboten der Arbeitgeber sowie die Nachwuchsentwicklung gelegt. Die Studie traf den Nerv des Brancheninteresses. 365 Unternehmen aus Deutschland der Typen Agenturen, Messebauunternehmen und Eventabteilungen in Unternehmen beantworteten den umfangreichen Onlinefragebogen im Zeitraum August bis Oktober 2022.

Die Teilnehmer verteilen sich zu je einem Drittel auf die befragten drei Unternehmenstypen der Veranstaltungsbranche. Die regionale Verteilung der Antwortenden entspricht den Befunden aus der „Zähl dazu“-Studie Landkarte Veranstaltungswirtschaft Deutschland von 2021 (www.rifel-institut.de, Messe & Event berichtete darüber). Die befragten Unternehmen weisen eine branchentypische Verteilung bei Beschäftigten und Umsatzzahlen auf.

In der Studie wurden insgesamt 25 Skill-Profile für Fachkräfte in der Event- und Messebranche untersucht. Diese Profile wurden durch eine Expertengruppe aus Branchenvertretern als relevant eingestuft und ausführlich beschrieben, sodass die befragten Unternehmen ihre Beschäftigten den Skill-Profilen eindeutig zuordnen konnten. 

Dabei zeigte sich, dass die Event- und Messebranche ein vielfältiges Berufsfeld mit spannenden Arbeitsangeboten ist. Projekt-Manager*innen, Junior- und Senior-Projekt-Manager*innen sowie Projekt-Assistent*innen und Projekt- Direktor*innen waren die am häufigsten vertretenen Beschäftigungsgruppen in ­allen untersuchten Unternehmenstypen im konzeptionellen und gewerblichen Bereich. Im Verwaltungsbereich waren es Office-, Marketing-, HR- und Account-Manager*innen sowie Assistent*innen der Geschäftsführung. Skill-Positionen wie Consultants finden sich vorrangig bei Eventagenturen. Vorrangig in Messe­bauunternehmen kommen Innenarchi­tekt*innen, Meister*innen und Fach­arbeiter*innen im Fertigungsbereich oder Lagerleiter*innen und -mitarbeiter*innen zum Einsatz.

Tendenziell zeigte sich bei allen befragten Unternehmen eine Steigerung der Gehälter nach Corona im Vergleich mit dem Niveau vor Corona. Ein Vergleich mit bundesdeutschen Durchschnittsgehältern von 2022 auf Basis von Daten von StepStone und Statista ergab, dass sich die Messe- und Eventbranche beim Gehaltsniveau nicht unterscheidet. Es liegt teilweise etwas über dem bundesdeutschen Durchschnitt (z. B. Office-Manger*in, Account-Manager*in, Lagerleiter*in) oder knapp unter dem Durchschnitt (z. B. Consultant, Marketing-/HR-Manager*in).

Attraktiv wird die Event- und Messe­branche auch durch das Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle, die 91,6 Prozent der befragten Unternehmen bieten, um den Forderungen nach Familie und Work-Life-Balance Rechnung zu tragen. In 84,7 Prozent der Unternehmen besteht auch die Option zum Homeoffice. Im kaufmännischen Bereich sind es 97,3 Prozent der ­Beschäftigten, die Homeoffice mit durchschnittlich 2,4 Tagen pro Woche in Anspruch nehmen. Im gewerblichen Bereich sind es 36 Prozent der Beschäftigten, die die Option mit durchschnittlich 2,2 Tagen pro Woche in Anspruch nehmen.

Auch Überstunden sind, wie weithin vermutet, durchaus nicht selbstverständlich, sondern werden von den Unternehmen der Event- und Messebranche ausgeglichen. Die Anzahl der Überstunden liegt bei den befragten Unternehmen im kaufmännischen Bereich bei 11,5 Stunden pro Monat. Mit durchschnittlich 15,7 Stunden pro Monat fallen sie im gewerblichen Bereich höher aus. Die Abgeltung von Überstunden erfolgt über eine finanzielle Vergütung, einen zeitlichen Überstundenausgleich, über Sonderurlaub u. Ä.

Die befragten Unternehmen bieten neben dem Gehalt attraktive freiwillige Nebenleistungen für ihre Beschäftigten an, wie Diensthandy, Weiterbildungsmöglichkeiten, Mitarbeiterevents, betriebliche Altersvorsorge, Firmen-Fahrzeug oder -Fahrrad, Coaching, Monatskarten für ÖPNV, Bahncard, Gesundheitsmaßnahmen, Kinderbetreuung oder Arbeitsbekleidung. Deutlich vorn bei den Nebenleistungen liegen Agenturen und Messebauunternehmen. In Eventabteilungen der Unternehmen werden Nebenleistungen nur in geringerem Umfang gewährt.

Die Event- und Messebranche ist mit einem Altersdurchschnitt von 38,5 Jahren eine junge Branche. Sie bietet insgesamt gute Karrierechancen, insbesondere auch für Frauen in Führungspositionen. Bei Agenturen liegt der Anteil bereits bei 37,5 Prozent. 

Dem Fachkräftemangel versucht die Branche mit der Ausbildung des eigenen Nachwuchses zu begegnen. Bei den befragten Agenturen beträgt der Anteil der Azubis an der Belegschaft bereits 6,1 Prozent. Bei Messebauunternehmen mit einem Anteil von 4,8 Prozent und Eventabteilungen der Industrie mit 4,4 Prozent besteht unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen und der potentiellen Verfügbarkeit von Azubis noch viel Potenzial.

Die Wertschätzung der Mitarbeiter kommt auch in den Weiterbildungsmöglichkeiten zum Ausdruck. Die Unternehmen gewähren durchschnittlich 2,6 Tage im Jahr im kaufmännischen Bereich und 2,1 Tage im gewerblichen Bereich.

Als Fazit aus der Studie kann festgehalten werden, dass sich die eingangs genannten Vorurteile gegenüber der Messe- und Eventbranche bezüglich Gehalt und Arbeitsbedingungen nicht bestätigt haben. Ganz im Gegenteil, eine Tätigkeit im Event- und Messebereich ist nach Corona wieder attraktiv für Fach- und Führungskräfte sowie Neueinsteiger, Azubis und Studienanfänger. Die Branche bietet spannende Tätigkeitsprofile, ein gutes Gehaltsniveau, hohe Flexibilität bei den Arbeitszeitmodellen und zahlreiche attraktive Nebenleistungen.

Die Kurzfassung der Studie steht über das R.I.F.E.L.-Institut unter www.rifel-institut.de als Download bereit. 

Foto: HR- & Gehaltsstudie 2022 des R.I.F.E.L.-Institutes

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Maker Faire Vienna 2023: Vom 3. bis 4. Juni in der METAStadt Wien

Die Maker Faire Vienna bietet eine Bühne für experimentierfreudige Selbermacher mit Spaß an der Sache, Kreativköpfe und Technikenthusiasten aus allen Altersgruppen.

Die Maker Faire Vienna, die am 3. und 4. Juni 2023 in der METAStadt Wien stattfinden wird, zählt neben gleichnamigen Veranstaltungen in Paris, Hannover und Rom zu den größten Maker Faires in Europa. Unter dem Motto „Makers for Future“ widmet sich die Maker Faire Vienna 2023 innovativen Ideen und Lösungen für die Gestaltung der Zukunft: Welchen Beitrag können Maker-Projekte zur Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit leisten? Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Thema Circular Economy (Kreislaufwirtschaft).

Schwerpunkt „Let’s make Fashion last“ – nachhaltige Verwendung von Kleidung

„Mit dem Schwerpunkt `LET’S MAKE FASHION LAST!` möchten wir zeigen, welches Potenzial in der Textilindustrie steckt. Und wie viel hier auch global bewirkt werden kann, wenn bei diesem Thema angesetzt wird“, so Joanna Kowolik, Projektmanagerin der Maker Faire Vienna. Bei Vorträgen, Workshops und Ständen präsentieren sich Projekte, die sich mit der nachhaltigen Verwendung von Kleidung beschäftigen, ein paar Beispiele:

Uptraded: Mit einer App zum Kleidertausch will das Start Up aus Graz Second Hand mainstream machen und damit Fast Fashion ein Ende setzen.opensewing – Textiles Upcycling & Refashioning: Am Werkstatt-Stand von opensewing wird kollaborativ ein Kleid aus Alttextilien neu gestaltet. Helga von opensewing sitzt an der Nähmaschine, gemeinsam wird kreiert und die Möglichkeiten des textilen Upcycling und der Schwarm-Kreativität erforscht.RESI Slow Fashion: Hier bekommen Kleidungsstücke eine neue Chance. Durch Visible Mending, die sichtbare Reparatur von Kleidung, werden alte Kleidungsstücke zu redesignten Einzelstücken. Co-Gründerin Alina Saavedra Santis wird dazu einen Workshop halten.In einem Workshop von Petja haben Besucher:innen die Möglichkeit, sich ihre eigenen Barfuß-Schuhe zu nähen. An ihrem Stand wird sie auch ihre DIY-Schuhmacher-Kits für Barfuß-Sneaker präsentieren.

Schwerpunkt „Circular Ideas for everyone – Impulse für Kreislaufwirtschaft“

Ein zweiter Schwerpunkt ist „CIRCULAR IDEAS FOR EVERYONE“. „Hier geht es darum, Ideen und Strategien zu präsentieren, die sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft im Alltag auseinandersetzen“, sagt Kowolik. Neben dem Common Space-Projekt „Circular Hub“ von mostlikely und Materialnomaden wird unter anderem auch snorre dabei sein, die aus Sperrmüll Designobjekte schaffen.

Das Happylab Wien baut auf der Maker Faire ein Repair Café auf. Besucher:innen können dort ihre kaputten Kleingeräte (z.B. Kaffeemühle, Bügeleisen, Mixer, Radiowecker, Steckernetzteile,…) mit einfachen Werkzeugen unter professioneller Anleitung selbst reparieren.

Joanna Kowolik freut sich, nach drei Jahren pandemiebedingter Pause die Maker Faire Vienna wieder veranstalten zu dürfen: „Wir erwarten 10.000 Besucherinnen und Besucher, die mit uns gemeinsam ein spannendes und kreatives Wochenende erleben werden. Es ist für alle etwas dabei – von Groß bis Klein!“

Foto: Klaus Führer

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