Ende auf dem Pannenstreifen

Im hundertsten Jahr seines Bestehens schließt der berühmte Genfer Autosalon für immer seine Tore.  Einstmals Fixpunkt der weltweiten Automobilbranche, scheinen die aktuellen Herausforderungen nicht mehr zu stemmen.

Seit im Jahre 1924 die erste internationale Autoausstellung in Genf stattgefunden hat, ist die Veranstaltung, von kleinen Unterbrechungen abgesehen, jahrzehntelang einer der wichtigsten Treffpunkte internationaler Autohersteller und kaufinteressierter Enthusiasten gewesen. Aufgeregt wurden im Vorfeld mögliche neue Modelle herbeifantasiert, befeuert von der Autoindustrie, die bei Testfahrten mit geschickt getarnten „Erlkönigen“ genügend Zutaten für die Gerüchteküche auszustreuen wusste.

Insbesondere in den sogenannten Wirtschaftswunderjahren zwischen 1950 und 1970 rückte das Automobil zum Inbegriff bürgerlicher Freiheit empor. Wer es sich leisten konnte, stieg so rasch wie möglich von Fahrrad und Motorrad auf ein vierrädriges Vehikel um. Die Begeisterung, die den Gefährten damals entgegengebracht wurde, lässt sich heute nur noch erahnen.

Schleichender Bedeutungsverlust

All diese Hochblütephasen hat der Genfer Autosalon entscheidend mitgeprägt, galt er doch neben der ebenfalls eingestellten IAA in Frankfurt und dem Pariser Autosalon als Paradeplatz der europäischen Hersteller, deren Ruf noch um die Milleniumswende ausgezeichnet gewesen ist, bevor manch zuvor mustergültig wirkender Großkonzern durch billige Tricksereien bei Abgaswerten das Image nachhaltig ruiniert hat. Der Bedeutungsverlust europäischer Unternehmen hat sich durch wenig ambitionierte Umstellung auf elektrischen Antrieb weiter verstärkt.

Viel schwerwiegender scheint aber, dass Autos heute eher rollenden Computern gleichen, wodurch Autohersteller in direkte Konkurrenz zur mächtigen IT-Industrie geraten sind. Dies ist einer der Gründe, warum Autos längst auch auf Messen für Unterhaltungselektronik und Computer zu finden sind oder gleich nur noch online präsentiert werden. Aufwendige Autosalons wie die Geneva International Motor Show braucht es dafür nicht mehr. 

Tod durch Covid

Im Falle des Genfer Autosalons dürfte letztendlich die Unwägbarkeit Ausschlag gegeben haben, die Veranstaltung einzustellen. Schon während der Covid-Pandemie musste immer wieder verschoben und abgesagt werden. Als sich 2023 ein erster Silberstreif am Horizont abgezeichnet hat, war es wiederum mangelndes Ausstellerinteresse, das den Autosalon versenkt hat. Heuer nun, ausgerechnet zum hundertsten Jubiläum, scheint den Veranstaltern endgültig die Ausdauer abhanden gekommen zu sein.

Dabei hatte man den Autosalon extra noch mit dem neuen und weltgewandteren Namen Geneva International Motor Show ausgetragen und alles an Showelementen und Diversifizierung eingesetzt, was heute von Fachmessen erwartet wird. Letzten Endes konnte sich die letzte Ausgabe des Genfer Autosalons in reduzierter Form zwar noch über 160 000 Besucher freuen, das Konzept einer Automobilmesse wird hingegen weiterhin an Bedeutung verlieren. Gut möglich allerdings, dass der Markenname Geneva International Motor Show eine Auferstehung in Katar feiern wird. Der Staatsfonds des Emirats soll Interesse bekundet haben. 

Foto: Geneva International Motor Show

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Quelle: Messe & Event Magazin

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