IAA Mobility 2025: Eine Messe auf Profilsuche

Mit bemüht trendlastigem Themenmix und improvisiert wirkender Ausstellungsfläche versucht die Internationale Automobilausstellung München an glorreiche Tage anzuknüpfen.

„The Times They Are A-Changing“, das wusste schon Bob Dylan, als er im Jahre 1963 an dem Titeltrack des gleichnamigen Albums arbeitete. Nicht immer ist der Wandel von gleicher Intensität geprägt. So hat er sich bis weit in die 1990er Jahre hinein in überschaubarem Rahmen bewegt und somit auch keine Gefühle latenter Überforderung ausgelöst. Heute hingegen wähnt man sich durch einen Scherbenhaufen watend oft am Rande der Verzweiflung. Bestehendes ist bereits auf der Müllhalde der Geschichte entsorgt, das Neue hingegen erst in Planung oder bestenfalls im Alpha-Stadium seiner Entwicklung. Dazwischen erstreckt sich inhaltliche Leere, die gefüllt werden will.

Vor dieser Situation stehen viele Messeveranstaltungen, die noch vor wenigen Jahren als unumstößliche Publikumsmagneten gegolten haben. Einstige Fixsterne sind längst verglüht, man denke an die Computermesse CeBIT in Hannover oder die Photokina in Köln. Der Internationalen Automobilausstellung IAA wiederum, einstmals eine der bedeutendsten Industriemessen Europas, sind der Veranstaltungsort in Frankfurt/Main und die inhaltliche Ausrichtung abhanden gekommen.

Der Weg ist das Ziel

Während europaweit nur noch Frankreich mit dem Autosalon Paris eine große Automesse veranstaltet, ist der Genfer Autosalon nach seinem kümmerlichen Ende 2024 mit inhaltlichem Konzept und Markenrechten nach Katar verkauft worden, wo nach wie vor großes Interesse am Automobil zu herrschen scheint. Neue Branchentreffs entstehen allenfalls in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern wie China.

Frankreich und Deutschland haben sich, wie so oft in letzter Zeit, darauf verständigt, die Kräfte zu bündeln. IAA Mobility und Autosalon Paris sollen alle zwei Jahre im Wechsel zueinander stattfinden. In Deutschland soll sich künftig die französische Autoindustrie präsentieren, in Frankreich die deutsche. Ein pragmatischer Ansatz, aber einer, der jeglichen Wagemut vermissen lässt. Besonders in München fallen große Lücken auf. Da ist zum einen der wenig gelungene Versuch, ein klassisches Messegelände mit einer Art Freiluft-Volksfest in der Münchner Innenstadt zu verbinden. Dann soll die IAA Mobility auch keine Automesse mehr sein, sondern den Begriff Mobilität in all seinen Ausprägungen behandeln. Ein zeitgemäßes Unterfangen, aber mit viel Luft nach oben umgesetzt. Keine idealen Voraussetzungen also, aber kein Grund für die geladenen Gäste aus Politik  und Wirtschaft bis hin zu Kanzler Merz, nicht in radikaloptimistische Töne zu verfallen.

China und US-Bigtech als Stolperfalle

Dabei sind die Probleme der deutschen Autoindustrie allgemein bekannt und auch für Österreich von höchster Relevanz, hängt doch eine lange Wertschöpfungskette an österreichischen Zulieferbetrieben am Schicksal von Unternehmen wie VW oder Mercedes-Benz. Fällt diese Kette weg, wird es auch für das BIP knapp, und das kann sich angesichts dringender Sparmaßnahmen niemand leisten. So wird lieber ein wenig an den Vorgaben zur Schadstoffreduktion gerüttelt, in der Hoffnung, den europäischen Rückstand bei Akkus und Elektroantrieben ausgleichen zu können. Bei konventioneller Antriebstechnik ist Europa schließlich immer noch vorne dabei, so der Vater des Gedankens. Ob diese Taktik fruchtet oder den technischen Rückstand am Ende gar vergrößert, vermag noch niemand vorherzusehen.

China wiederum schreitet mit viel Energie voran und hat längst die Hoheit beim Elektroantrieb inne. Das zeigte sich auch in München, wo chinesische Hersteller wie BYD oder Xpeng sehr selbstbewusst aufgetreten sind. Neben den Automobilen liegt China bei der Akkuherstellung weit voran und bringt vor allem europäische Unternehmen in Abhängigkeit. Daneben droht Ungemach durch Bigtech-Firmen aus den USA wie Alphabet/Google oder Amazon/AWS. Seit Automobile nämlich zu rollenden Smartphones geworden sind, setzen viele europäische Hersteller mangels eigener Software nämlich gerne auf US-Produkte. EU-Bestrebungen zur digitalen Souveränität läuft derlei Gebaren natürlich vollkommen zuwider. So wirkt am Ende alles an der IAA Mobility unausgegoren und widersprüchlich. Es scheint, als habe man grundlegende Probleme erkannt. Eine überzeugende Lösung ist indessen nicht zu erkennen.

Quelle: Messe & Event Magazin

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